Raumen wir gleich mit einer Reihe lieb gewonnener Klischees auf – den drei P-s, die lange Zeit als Synonyme fur dieses schone Land im Sudosten Europas galten: Puszta, Paprika und Piroschka! Denn Ungarn ist viel mehr – nämlich der mit Abstand größte Heilgarten Europas.
“Balnea salus – im Bade ist Heil” sagten die Römer. Schon früh erkannten und nutzten sie die heilende Wirkung der pannonischen Thermalquellen, wie Zeugnisse aus dieser Zeit belegen. Die Türken haben den Grundstein für die seit Jahrhunderten andauernde Erfolgsgeschichte der ungarischen Heilbäder und der Badekultur gelegt.
Auf dem Gebiet von Budapest haben die Archäologen bisher 21 Bäder aus der Römerzeit entdeckt, das größte unter ihnen befindet sich auf dem Gebiet des heutigen Altofens/Óbuda, in Aquincum.
Die erste wissenschaftlich relevante Beschreibung einiger Quellen stammt übrigens aus dem Jahre 1512. Einige der prunkvollen Bäder aus der damaligen Zeit existieren noch heute, die prächtige orientalische Architektur und der Luxus der mittelalterlichen Badehauskultur sind bemerkenswert. Das Bad war einst, wie auch schon bei den Römern, nicht nur Stätte der Reinigung, sondern ein Ort des Wohlbefindens und der Geselligkeit. Das Rudas-Bad in Budapest wurde 1550 von Pascha Mustafa errichtet, die achteckige Schwimmhalle mit der zehn Meter hohen Kuppel ist wie zur Zeit der Türkenherrschaft auch heute nur Männern vorbehalten. Aus der Mitte des 16. Jahrhunderts stammt auch das Király-Bad, das einstige Königsbad von Pascha Arslan, dessen Kuppeln architektonische Meisterwerke sind. Auch die im Herzen der malerischen Altstadt von Eger gelegene Badeanlage geht auf die osmanische Zeit zurück. Zu den ältesten Bädern gehört das westungarische Hévíz, dessen 4,4 Hektar großer natürlicher Thermalsee der größte in der Welt ist. Ein Naturwunder pur!
Unter den wunderschönen Bädern der Jahrhundertwende sind das Széchenyi- und Gellért-Bad hervorzuheben, die bis heute als die elegantesten Bäder von Budapest gelten. Das Széchenyi-Bad ist einer der größten Badekomplexe in Europa sowie das erste Heilbad von Pest, das im Jahre 1874 seine Tore öffnete. Das Bad wurde 1999 völlig erneuert und mit einem Erlebnisbad ergänzt, doch die Traditionen wurden aufbewahrt, so kann man zum Beispiel bis heute in den Becken Schach spielen. Das weltweit bekannte und von den ausländischen Gästen sehr beliebte, im Jugendstil gebaute Gellért-Heilbad und Hotel öffnete im Jahre 1918 seine Tore, dann wurde es 1927 mit einem Wellenbad und im Jahre 1934 mit einem Sprudelbad erweitert, welche auch seither nicht nur unter den Einwohnern von Budapest beliebt sind.